Bericht zum Workshop Land-Art 2015

Gespeichert von Julia Spill am 8. September 2015 - 0:00

LandArt Workshop am 25. und 26. Juli 2015Seminarleitung Rolf KrämerLandArt ist eine Kunstrichtung, die in den ausgehenden Sechziger Jahren als Gegenbewegung zur stark kommerzialisierten Popart in den USA entstanden ist. Der wohl bekannteste Vertreter ist heutzutage Andy Goldsworthy.Bei unserem Workshop nehmen wir die Arbeiten Goldsworthys als Anregungen, um Ideen für eine kreative Beschäftigung in der Natur zu vermitteln.

Schwerpunkte der Arbeit sind:

  • Ausschließliche Verwendung von in der Natur vorkommenden Materialien, d.h. Kreativ-künstlerisches Arbeiten mit Steinen, Stöcken, Stämmen, Blättern, Erde, Blüten, Samen, Zapfen, Federn usw.
  • Arbeitsplatz ist die Natur vor Ort, die das Material liefert.
  • Gestaltung von Kunstwerken, die dann wieder der Natur anheim gestellt werden.
  • Die Kunstwerke werden  fotografiert und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Ziel des Workshops ist es den Teilnehmern  die umgebende Natur nahe zu bringen, um sie dort einen kreativ-künstlerischen Schaffensprozess erleben zu lassen. Der Umgang in und mit der Natur steht dabei gleichwertig neben dem Gestaltungsprozess.
Unser Basislager war die Mühlackerwiese unterhalb der Burg Frankenstein im Wald. Hier war vom Walderlebnisverein ein großartiges Zelt mit einem festen Boden errichtet worden, um bei allen Wetterlagen zwei schöne Tage im Wald verbringen zu können. Zum Workshop hatten sich zehn Teilnehmer angemeldet, vier sagten jedoch kurzfristig ab, so dass wir eine kleine, feine Gruppe waren – misslich waren die kurzfristigen Ausfälle für das Vorbereitungsteam des Vereins, die für alle Teilnehmer ein wunderbares „Walddinner“ vorbereitet hatten und uns auch ansonsten bestens mit allem versorgten, so dass niemand Hunger oder Durst haben musste. Hierfür schon an dieser Stelle nochmals ein herzliches „Dankeschön !!!“.
Unser erster Tag begann mit einer kurzen Einführung und Vorstellung der Kunstrichtung LandArt und was die Teilnehmer an den beiden Tagen erwartet. Anschließend wurden einige Arbeiten von Andy Goldsworthy vorgestellt und auch über das Verhalten im Wald gesprochen.

Dann ging es auch schon zu einem zweistündigen Marsch durch den windzerzausten Wald um ein wenig mit der Natur in Kontakt zu kommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Um das noch zu verstärken setzten wir uns zu einer meditativen „Schweigestunde“ in der Nähe der Altholzinsel an eine windgeschützte Stelle um den Geräuschen der Natur, in diesem Fall vor allem des Windes zu lauschen … ein beeindruckendes Erlebnis und bemerkenswert kurzweilig.

Dann machten wir uns unterhalb des Bergkammes im Windschatten auf den Weg zu den „Magnetsteinen“ und den „Hexentanzplatz“ am Ilbeskopf. Hier fand der „Markt der Möglichkeiten“ statt. Alle Teilnehmerinnen sollten vier Materialien in der Natur finden mit denen sie sich vorstellen konnten später zu arbeiten. Diese sollten den anderen präsentiert werden, hierbei sollten die Vorteile hervorgehoben werden … so als würde man auf einem Marktplatz eine Ware anpreisen. Zahlreiche Materialien wurden gefunden und schon sehr künstlerisch und professionell präsentiert…die ersten kleinen Kunstwerke waren bereits hier entstanden.

Nach dieser etwas anstrengenden Exkursion in die umgebenden Wälder machten wir uns entlang des Walderlebnispfades wieder zurück zu unserem Basislager auf dem Mühlacker wo erfrischende Getränke und angenehme Gesellschaft warteten. Der Tag auf dem Mühlacker war nämlich von Roland Feuser und seinen Helfern genutzt worden, um die „Baumuhr“ neu mit Holzschindeln einzudecken.

Es wurde jedoch nicht lange pausiert… die erste künstlerische Übung lies nicht lange auf sich warten. Wie der Seminarleiter der Tagespresse entnommen hatte, waren im Bereich des Frankensteins die sehr seltenen und scheuen „Erdfexe“ gesichtet worden. Kleine Erdlebewesen die extrem neugierig sind und eine Vorliebe für alles Schöne, Bunte und Ausgefallene haben. Die Teilnehmerinnen wurden nun gebeten in der nächsten halben Stunde im Interesse der Wissenschaft jede eine Lebendfalle für Erdfexe zu bauen, damit diese gefangen, markiert und mit einem GPS-Sender versehen werden können, da man derzeit noch sehr wenig über die Lebensweise der Erdfexe weiß, insbesondere Ihre Wanderrouten sind noch völlig unbekannt. Das ließen sich die Teilnehmerinnen nicht zweimal sagen: Mit Feuereifer ging’s ans Werk und schon nach kurzer Zeit hatten wir sechs extrem unterschiedliche und sehr fantasievolle Fexfallen, deren Bauart und Wirkungsweise abschließend reihum begutachtet wurden.
Den krönenden Abschluss des ersten Seminartages bildete das fantastische „Walddinner“ das vom Walderlebnisverein im eigens aufgebauten Zelt serviert wurde. Größter Wert war dabei darauf gelegt worden, dass ausschließlich Zutaten aus den heimischen Wäldern Verwendung fanden.

 

Schon beim Lesen des Menüs läuft einem das Wasser im Mund zusammen:
  • Kräutermaultaschen mit einem Wildkräutersalat und herzhaften Waffeln,
  • Wildschweingulasch mit tollem Pfannengemüse und Rosmarinkartöffelchen,
  • Dazu wundervolle Weine,
  • Und als Abschluss: Holunderblütencreme mit Himbeermus …..
  • Alles zusammen: Ein Gedicht! Danke Gundi, Klaus, Helga und Reinhold!

 

…und mit Gedichten und schönen Sprüchen ging es dann beim „Lichterlauf“ nach Einbruch der Dunkelheit weiter. In der Umgebung der Mühlackerhütte waren 20 Lichter entzündet worden und bei jedem Licht gab es ein paar schöne Worte zum Verweilen und Nachdenken. Mit dem Lichterlauf fand der erste Tag seinen Abschluß und jeder konnte sich schon einmal Gedanken machen, was am nächsten Tag für ein Kunstwerk entstehen sollte.
Am nächsten Morgen fing dann die HauptLandArt-Arbeit an. Ein passende Stelle musste gefunden werden, vor allem aber ein gute und realisierbare Idee für ein eigenes LandArt-Werk. Es wurde angefangen, ausprobiert, kombiniert und wieder verworfen und nochmal von vorne …. Bis schließlich nach vier bis fünf Stunden harter und konzentrierter Arbeit jede Teilnehmerin ein ganz eigenes Kunstwerk gestaltet hatte.Die Kunstwerke im Einzelnen: 
  • Frauke Reimers – Jungbrunnen II
  • Anke Schiefer – Spannung
  • Julia Spill – Wellen des Lebens
  • Mara Ettengruber – Alternder Harfenhirsch
  • Sonja Raupach – Waldguckloch
  • Helga Mayer – Tränen des Waldes
Stolz und glücklich präsentierte jede der Künstlerinnen bei einer kleinen Finisage bei einem Glas Sekt ihr Kunstwerk. Zu allem gab es einen netten Kommentar und tatsächlich waren wunderschöne und poesievolle Objekte entstanden. Die heitere und gelöste Stimmung fand jedoch leider ein jähes Ende als wir als letztes bei „Den Tränen des Waldes“ von Helga Mayer ankamen, dieses Werk hatte nicht einmal bis zum Abschlussspaziergang gehalten, sondern war schon vorher von Vandalen zertreten worden… jammerschade, aber Dummheit stirbt leider nicht aus.

 

Trotzdem waren es für alle Teilnehmer und Gäste zwei wunderschöne Tage im Wald und ich möchte mich nochmals ganz nachdrücklich bei den Organisatoren für Hilfe und Unterstützung bedanken.Rolf Krämer, 08. Sept. 2015